Sie isst Halal – Von der MTV-Diva zur Öko-Muslima

Düsseldorf (NOZ) – Kristiane Backer konvertierte zum Islam und ist heute mit Teppich und Kompass auf Reisen. Jetzt berichtete in einem lesenswerten Interview die Neue Osnabrücker Zeitung über die deutsche Konvertitin. Sie war von 1989 bis 1996 das deutsche Aushängeschild des Musiksenders MTV, später das Gesicht von Bravo TV: Kristiane Backer erlangte eine Popularität wie die Musikstars, deren Videoclips sie anmoderierte. Heute hört die 44-Jährige, die 1995 zum Islam konvertierte, lieber Sufi- als Popmusik, und trägt keinen Minirock mehr.

Auszüge aus dem Interview der NOZ:

Sie bezeichnen sich selbst als Öko-Muslima: Was bedeutet das?
Ich war das Gesicht der Londoner Werbekampagne „Inspired by Muhammad“. Mein Slogan hieß: Ich glaube an Umweltschutz, das tat Mohammed auch. Und tatsächlich fördert der Islam den Umweltschutz. Der Koran und der Prophet rufen immer wieder zum respektvollen Umgang mit der Natur und den Tieren auf, die Ressourcen nicht zu verschwenden, die Straßen sauber zu halten, und Bäume zu pflanzen, anstatt sie abzuholzen. Nicht einmal im Krieg dürfen Pflanzen, Tiere oder Zivilisten beschädigt werden. Ich halte inzwischen einige Reden zum Thema Umweltschutz im Islam.

Was ist am Islam faszinierend?
Der Islam ist eine direkte Offenbarung. Es sind keine inspirierten Geschichten, sondern Gottes Wort. Es wird eine sehr enge und direkte Beziehung zu Gott vermittelt. Wir beten fünfmal am Tag formell zu Gott aber sind uns eigentlich immer seiner bewusst, wir fasten einen Monat lang für Gott. Das weicht das Herz auf und verändert innerlich. Es geht nicht um blinden Glauben, sondern man wird immer angehalten, seine Vernunft anzuwenden. Im Koran geht es um alle großen Themen: unsere Rolle im Leben, der Tod und das zukünftige Leben, die Schöpfung, Gott selbst, die Natur, das Universum. Aber es geht auch um das soziale Leben in der Gesellschaft, ethische Werte, spirituelle Anleitungen und heilige Geschichte als Lehre. Alle Propheten, die wir aus der Bibel kennen, finden sich im Koran wieder, von Adam und Eva über Abraham, Mose und Jesus, der übrigens sehr viel häufiger erwähnt wird als Muhammad. Ein ganzes Kapitel handelt von Maria. Der Koran gibt Antworten auf alle großen Fragen, heute wie vor 1400 Jahren. Wenn ich den Koran heute mit einem Problem aufschlage, bekomme ich meine Antwort. Es ist, als ob der Koran direkt mit mir spricht.

Haben Sie einen Gebetsteppich auf Reisen dabei?

Ja. Und meinen Kompass, um herauszufinden, wo Mekka liegt. Ich versuche pünktlich zu den Gebetszeiten zu beten, aber manchmal holt man sie später nach.

Kleiden Sie sich anders?

Natürlich trage ich längst keinen Minirock mehr und fühle mich mit meinen langen Röcken oder Hosen sehr viel wohler. Aufreizende Kleidung zieht eine ganz andere Energie an. Jetzt werde ich für meine Persönlichkeit geschätzt, nicht hauptsächlich für meine langen Beine.

Achten Sie darauf, Fleisch nur „halal“ zu essen?

Ich versuche es. Seit Kurzem habe ich in London einen Bio-Halal-Schlachter entdeckt. Da kaufe ich nur noch mein Fleisch. Denn halal – also einwandfrei oder erlaubt – schließt eigentlich eine artgerechte Tierhaltung mit ein. Schweinefleisch esse ich überhaupt nicht mehr. Aber bei einer Weihnachtsgans auf einem Besuch in Deutschland, die vielleicht nicht halal geschlachtet ist, mache ich schon mal eine Ausnahme: Dann sage ich mir „bismillah“ – im Namen Gottes – und darf das essen. Ich koche übrigens auch gerne, wenn ich Zeit habe. Im März hatte ich das perfekte Promi-Dinner auf Vox mit meinen Curry-Chutney-Gerichten gewonnen.

Sie pilgerten bereits nach Mekka. War das eine Erleuchtung?

Ja, das ist die Reise des Lebens. Eine Säule der Religion und somit sehr wichtig. Die Hadsch ist das größte Mega-Event überhaupt. Mehr als drei Millionen Menschen pilgern aus aller Welt zur gleichen Zeit zu den verschiedenen Stationen. Sie ist eine große Herausforderung auf allen Ebenen und gilt als spirituelle Reinigung. Alle Fehler und Sünden werden vergeben, wenn sie angenommen wird. Danach geht es darum, diese Reinheit beizubehalten, und nicht wieder in alte Verhaltensmuster zurückzufallen. Das ist eigentlich die größte Herausforderung. Ich bin nun eine Hadscha, eine Frau, die auf der Hadsch gewesen ist. Das trägt eine Verantwortung mit sich, die ich ernst nehme.

Für Bundespräsident Christian Wulff gehört der Islam zu Deutschland. Was sagen Sie dazu?
Das fand ich fantastisch. Das hat sogar Wellen bis nach London geschlagen. Eine richtig schöne Stimme in der verstörenden, von Sarrazin ausgelösten Debatte, in der es so viel Negatives gab. Ich würde Herrn Wulff gern mein Buch „Der Islam als Weg des Herzens“ zukommen lassen.

Das Interview in der NOZ ganz lesen.