Halal-Lebensmittel – eine Chance für die Biobranche

Das Informationsportal „oekolandbau.de“ hat in einer ausführlichen Reportage die Chancen der Bio-Landwirte gewürdigt, ihre Produkte „halal“, das heisst als islamkonform zertifizieren zu lassen. Der Report verdeutlicht das Potential der Kunden: „Jeder vierte Mensch ist Muslim, denn mehr als 1,5 Milliarden Menschen bekennen sich als Angehörige der zweitgrößten Religionsgemeinschaft der Welt zum Islam. Alleine in Deutschland leben mehr Muslime als im Libanon oder den Emiraten. “

Das Informationsportal nennt den Nahrungsmittelkonzern Nestlé als Beispiel für das rasante Wachstum des Halal-Marktes. „Einige internationale Markenartikler haben diesen Teil der Bevölkerung als eine für sie interessante Zielgruppe identifiziert. Nestlé beispielsweise produziert in Malaysia über 300 verschiedene Halal-Produkte. Diese wurden zunächst für den südostasiatischen Markt produziert, werden mittlerweile jedoch weltweit vertrieben. Dies dürfte auch dazu beigetragen haben, dass die Konzerntochter in Malaysia jährliche Zuwachsraten von vier bis sechs Prozent erreichen konnte. “

Bei der Bewerbung ihrer Produkte nütze Nestlé neutrale Zertifizierungseinrichtungen, die dem Konzern die Einhaltung der religiösen Anforderungen bei bestimmten Produkten bestätigen. Da es in der EU keinen Schutz der Bezeichnung „halal“ gäbe, seien diese Zertifizierungsverfahren hierzulande ausschließlich freiwillig und privatwirtschaftlich geregelt. An die Zielgruppe der Biobauern gerichtet, schreibt „oekolandbau.de“:

Chance für die Biobranche

Die deutsche Biobranche scheint den Halal-Markt noch nicht für sich entdeckt zu haben. Dabei ist nach Aussagen von Halal-Zertifizierern die Einhaltung der Anforderungen an die Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau schon eine gute Grundlage für eine Zertifizierung nach den religiösen Vorgaben.

Interessant kann halal-zertifizierte Ware für den internationalen b-2-b-Markt, den Export in islamische Staaten, aber auch für den europäischen Markt sein. Für letzteren sollte jedoch zudem an einer geeigneten Verbraucheransprache gearbeitet werden. Denn bei der Bewerbung von Bioprodukten in der EU werden muslimische Käufergruppen nicht gezielt angesprochen, auch wird keine Halal-Zertifizierung für Werbeaussagen genutzt. Durch eine optimierte Kundenansprache könnte hier ein interessanter Markt noch weiter erschlossen werden.

Nachfolgend beschreibt das Informationsportal ausführlich und objektiv die Kriterien für eine Einstufung der Produkte als „halal“.  

„Halal-Lebensmittel dürfen nur aus halal-konformen Rohstoffen hergestellt werden, eine Vermischung von zulässigen und nicht zulässigen Rohstoffen ist zu vermeiden. Kreuzkontaminationen in Produktion und Lager sind zu vermeiden. Halal-Erzeugnisse müssen zu jeder Zeit als solche eindeutig zu identifizieren sein, auch muss ihre Herkunft zurückverfolgt werden können.

Das Zertifizierungsverfahren basiert, wie auch die Ökokontrolle, auf einer Prozesszertifizierung. Probennahme und Analysen von Waren können vom Zertifizierungsunternehmen hinzugezogen werden, wenn diese als Indikator für Verstöße gegen die Zertifizierungsgrundlage genutzt werden können. Denkbar ist dies beispielsweise bei der Prüfung der Plausibilität von Rohstoffherkünften, GVO-Einträgen usw.“

Der Bericht zuletzt auch auf die Anforderungen der Halal-Zertifizierer an Fleischerzeugnisse ein, ein bekanntermassen schwieriges Thema, das auch unter Muslimen noch längst nicht ausdiskutiert ist.

Originalnachricht auf der Website von Ökolandbau