Bern (BZZ) – Auf dem Brienzersee fahren «Halal-Cruises», ein Berner Viehhändler beliefert einen Halal-Schlachthof. Die stark wachsende, kaufkräftige muslimische Kundschaft treibt die Wirtschaft an, sich islamischen Qualitätsanforderungen anzupassen, was auch westlichen Konsumenten zugutekommen kann.
Die „Iseltwald“ ist das unscheinbarste Passagierschiff, das auf dem Brienzersee verkehrt. Diesen Sommer war sie in einer Mission unterwegs, die in der ganzen muslimischen Welt für Aufmerksamkeit sorgte. Das neue Angebot stiess bei der stark wachsenden muslimischen Klientel im Oberland auf Anklang. Die Auslastung der Halal-Kurse habe über den Erwartungen gelegen, mehrere Fahrten seien komplett ausgebucht gewesen, sagt Patrizia Pulfer, Mediensprecherin von Interlaken Tourismus. Dies war Anlass genug für die Berner Zeitung, sich einmal intensiver mit der Thematik des „Halal-Food“ zu befassen. Nachfolgend eine Zusammenfassung.
Der Schweizer Bundesrat legt – wie für das Juden vorbehaltene koschere Fleisch – ein jährliches Importkontingent für Halal-Fleisch fest, derzeit 350 Tonnen Rind- und 175 Tonnen Schaffleisch. Einen Grossteil davon liefert ein Schlachthof im französischen Besançon, wo ohne Betäubung geschlachtet wird – wenige Kilometer ausserhalb der Schweiz.
Einen anderen Weg beschreitet die Grossmetzgerei Sila in Buckten im Kanton Basellandschaft. Sie schlachtet nach islamischem Recht – tierärztlich überwacht in der Schweiz. Die Tiere werden – wie beim konventionellen Schlachten – mit Elektroschock betäubt. Die Sila gehört der Bernhard Lüscher AG, einem Familienviehhandelsbetrieb im bernischen Aefligen, der die Schlachttiere an die Sila liefert. Verwaltungsratspräsident ist Markus Lüscher, der im Herbst für die rechtspopulistische Berner SVP für den Nationalrat kandidiert.
Es sei zweifellos der Weg der Zukunft, eine Schlachtmethode zu etablieren, die sowohl den schweizerischen Tierschutzvorstellungen als auch den religiösen Geboten des Islam entspreche, sagt Farhan Tufail, CEO der Halal Certification Services in Rheinfelden. Wenn einwandfrei nachgewiesen werde, dass ein Tier nach einer Betäubung wieder erwachen könnte und daher nicht tot sei, ehe es geschlachtet werde, dürfte diese Methode auch für strenggläubige Muslime akzeptabel sein. Man arbeite daran, eine solche Schlachtpraxis für die Schweiz zu zertifizieren.