Supermarkt in Köln bereits ein Begriff für Muslime

Köln (BZZ) – Der Halal-Supermarkt in Köln-Ehrenfeld ist bereits weit über die Region hinaus ein Begriff für Muslime und für die Medien. Das ist wichtig, damit die Entscheidung für ehrliche islamkonforme Produkte sich für seine Inhaber lohnt. Wie betrügerisch viele „Halal-Produzenten“ in den deutschsprachigen Ländern vorgehen, erfahren wir jeden Tag aus den Medien, wobei nur über die Spitze des Eisbergs berichtet wird und besonders resolute Fälscher von angeblicher Halalware die recherchierenden Journalisten oder Kunden sogar mit ihren Anwälten bedrohen.

Nachfolgend eine Reportage der lokalen Kölnischen Rundschau über den Halal-Markt im Stadtteil Ehrenfeld.

Wer bisher Halal-Produkte kaufen wollte, musste meist die Zutatenlisten im Supermarkt genauestens studieren. Nun haben Muslime, die sich nach den Regeln des Islam ernähren möchten, die Möglichkeit, im „Halalkauf“ auf Nummer sicher zu gehen. Von Verena Schüller

Wer bisher Halal-Produkte kaufen wollte, musste meist die Zutatenlisten im Supermarkt genauestens studieren. Nun haben Muslime, die sich nach den Regeln des Islam ernähren möchten, die Möglichkeit, im „Halalkauf“ auf Nummer sicher zu gehen. Denn hier sind alle Produkte halal.

Nurten Devecioglu hat gestern an der Venloer Straße, zwischen Gürtel und Bahnhof Ehrenfeld, den Halalsupermarkt eröffnet, den ersten in Deutschland, wie sie sagt. Die 36-Jährige führt den Halalkauf mit ihren vier Brüdern Ebubekir (34), Erkan (32), Adem (27) und Ahmet (21). Die Kölner Familie hat dafür zweieinhalb Jahre Vorbereitung gebraucht. Denn was halal ist und was nicht, bedarf sorgfältiger Prüfung. „Halal“ bedeutet so viel wie „erlaubt“ und bezeichnet alles, was nach islamischen Recht zulässig ist. Verboten sind den Vorschriften folgend beispielsweise alle Bestandteile vom Schwein oder Alkohol.

„Wir vertrauen nur einigen wenigen zertifizierenden Stellen“, sagt Adem Devecioglu. In den vergangenen Jahren schickten sie zahlreiche Proben in Lebensmittel-Labors, bis sie die Marken ins Sortiment aufnahmen. Die aktuellen Zertifikate hängen nun an den Wänden, damit sich die Kunden informieren können. Auch viele deutsche Firmen haben den Halal-Markt bereits entdeckt, exportieren zurzeit aber mehr in arabische Länder.

Die Preise im Halalkauf sind nicht deutlich höher als anderswo. Konfitüre (ohne Gelatine vom Schwein) kostet beispielsweise 2,09 Euro, ein Liter Fruchtsaft 1,19 Euro, ein Kilo Mehl 0,69 Euro. Zu den zertifizierten Produkten zählt aber sogar Wasser (fünf Liter für 1,50 Euro). An der Flüssigkeit selbst sei natürlich nichts anders, aber die ganze Produktionskette sei zertifiziert, erklärt Nurten Devecioglu: „Von der Verpackung über die Lagerung bis hin zum Transport ist alles rein, ohne Verunreinigungen“.

Außerdem sollen die Lebensmittel nicht nur rein, sondern auch gesund und natürlich sein. So wird die „haji Cola“ zum Beispiel nicht mit Zucker, sondern mit Dattelsirup gesüßt. Besonders stolz ist Nurten Devecioglu auf das Halal-Brot: „Kein Schmalz, kein Schweinefett, nur Rapsöl“, erklärt sie. Dafür habe sich die Bäckerei Schlechtrimen extra zertifizieren lassen. Eine Packung Toast kostet 2,50 Euro, ein Fladenbrot 1,50 Euro. „Da verbinden sich deutscher und türkischer Geschmack.“

Die Nachfrage sei auf jeden Fall groß, ist sich Nurten Devecioglu sicher: „In Köln leben rund 130 000 Muslime, rund 70, 80 Prozent legen viel Wert auf Halal.“ Und nachdem der türkische Generalkonsul Mustafa Kemal Basa am Morgen den Laden eröffnet hat, strömt schon bald Kundschaft herein.

Auch Filzeta Kadiric schlendert durch die breiten Gänge. „Mir ist halal sehr wichtig“, sagt die 53-Jährige aus Lövenich. „Ich bin sehr froh, dass es hier nun so einen Markt gibt.“ Aber nicht nur Muslime kommen. Teresia Bauer stammt ursprünglich aus Ungarn. Sie habe sich schon oft in ihrem Leben integrieren müssen, erzählt die 62-Jährige: „Dadurch habe ich gelernt, neue Speisen interessiert auszuprobieren.“

Auf 250 Quadratmetern werden nun nur Halal-Produkte angeboten. Nurten Devecioglu versichert: „Jeder kann hier guten Gewissens einkaufen.“

Quelle: Kölnische Rundschau vom 28.02.2013