Moskau (BZZ) – Unter dem Siegel von „halal“ kann man den Muslimen nicht alles verkaufen, vor allem wenn der Händler selbst gar kein Muslim ist. Ein russischer Unternehmer scheiterte kläglich mit seinem Erotik-Shop für islamische Kunden und Kundinnen im Internet. Der Mann versprach sich Gewinn bei den Muslimen in Russland, denn sein Vorbild war ein islamischer Sexshop in Amsterdam.
Der Islam gilt als lustfeindlich in den Augen der Andersgläubigen, doch das ist ein Vorurteil. In einer legalen Beziehung, also einer Ehe, ist weitaus mehr erlaubt als bei Katholiken oder Evangelikalen. Im Frühling 2010 eröffnete der Amsterdamer Abdelaziz Aouragh mit grossem Erfolg einen Internet-Erotikladen für muslemische Paare. Sein angeblich erster Online-Sexshop mit Rücksicht auf die religiösen Regeln des Islam brach innerhalb weniger Tage unter dem ungeahnten Andrang zehntausender Erotikdurstiger zusammen. El Asira (dt. „Gesellschaft“) siedelte zunächst auf einen neuen Server um und ist mittlerweile im Internet-Nirvana verschwunden.
Am 7. November eröffnete die russische Kopie der Geschäftsidee, der El Hob Shop. „El Hob heißt auf arabisch Liebe“, erfährt man auf der in Rosa- und Violett-Tönen gehaltenen Website. Eine Person islamischen Glaubens wird gesucht, prangte dort in fetten Lettern: als BeraterIn, am besten mit PR-Ausbildung. Wie der findige Unternehmer Juri Prozenko einem russischen TV-Sender erzählt hat, ist er selbst kein Moslem. In die künftige Klientel einfühlen – sogar in einer derart delikaten Sphäre – kann er sich aber nach eigenen Angaben dank seiner vielen islamischen Freunde. Eine eigene Rubrik „Islam und unsere Produktpalette“ soll die potentiellen Kunden ansprechen. „Die besten Halal-Waren für ein gefühlvolles Familienleben“ sollten es sein, die diskret verpackt in den moslemischen Haushalten Russlands landen würden – vom Islam erlaubte Helfer für ein „gesundes Liebesleben in der Ehe“.
Eine Woche nach Geschäftseröffnung sind aus dem geplanten Online-Reich der Lüste mit islamischem Reinheitssiegel plötzlich alle Hinweise auf Muslime oder die Beleidigung religiöser Gefühle durch pornografische Bilder verschwunden. „Neben dem anonymen russischen Mufti, der die Idee witzig fand, gab es leider auch sehr viele negative Reaktionen“, erklärt Geschäftsleiter Prozenko, der in der ersten Woche noch von überwiegend positiven Reaktionen gesprochen hatte, den still und leise vollzogenen Relaunch. „Unsere neue Strategie sind Naturwaren für ein gesundes Intimleben“. Frei von Alkohol und tierischen Fetten ist immer noch alles in den virtuellen Regalen des El Hob Shop – garantiert von den „bekanntesten Exporteuren der Welt“. Nur von halal und Islam fehlt jede Spur. Die diskretere Taktik für einen sehr braven Sexshop. Nicht mehr Russlands erster, nicht mehr für Muslime, aber bereit, zu liefern.
Quelle: RIA Novosti, Moskau
Sexuality in Islam (Wikipedia, englisch)