Islamhasser, Kiffer und Waffenfans im Dialog mit Merkel

Berlin (SZ) – Cannabis legalisieren und die Halal-Schlachtung verbieten: Krude Vorschläge dominieren Angela Merkels Bürgerdialog im Internet. Damit muss die Kanzlerin möglicherweise zehn Gäste empfangen, die sie sonst lieber vor dem Zaun sähe. Darüber berichtet jetzt Robert Roßmann in der Süddeutschen Zeitung.

Am 1. Februar hat die Kanzlerin ihren „Zukunftsdialog“ gestartet. Unter www.dialog-ueber-deutschland.de können Bürger Vorschläge machen und bewerten. Die Verfasser der zehn am besten bewerteten Ideen werden von Merkel ins Kanzleramt eingeladen. Mehr als 400.000 Bürger haben den Internetauftritt bereits besucht, bis Donnerstagabend sind 5938 Vorschläge eingegangen.

Auf Platz eins liegt der Vorschlag „Offene Diskussion über den Islam“, in dem sich Islamkritiker darüber beschweren, dass sie von Politik und Medien „pathologisiert und kriminalisiert“ würden. Knapp dahinter rangiert „Cannabis legalisieren“, gefolgt von der Initiative „Waffenrecht – Fakten statt Lügen“. Die Sportschützen beklagen sich über „von linken Ideologen gesteuerte Diffamierungskampagnen“. Unter den Top Ten finden sich auch Anträge gegen die „schariakonforme Halal-Schlachtung“.

Richtige Debatten über diese Anträge gibt es auf der Internetseite eher weniger, in der Regel bleibt es beim banalen Drücken eines „Unterstütze-ich“-Buttons. Experten werfen der Bundeskanzlerin deshalb vor, keinen echten Dialog, sondern nur eine plakative Modernitätssimulation zu betreiben.

Quelle: Süddeutsche Zeitung