Häfen und Airports in Europa bieten Halal-Logistik an

Rotterdam (BZZ) – Halal-Food muss nicht nur korrekt produziert werden, auch für Transport und Lagerung gelten islamrechtliche Vorschriften. Rotterdam ist seit 2006 der Halal-Pionier unter den Häfen Europas. Die holländische Seestadt folgt damit ihrer historischen Verbindung mit der einstigen Kolonie Indonesien und deren Seehäfen. Der südasiatische Inselstaat ist das bevölkerungsreichste muslimische Land und einer der attraktivsten Exportmärkte für islamkonforme Produkte geworden. In Rotterdam ist auch der Spezialist Eurofrigo durch HAC (Halal Audit Company) zertifiziert worden um Halal Produkte zu lagern.

Eurofrigo lagert im Hafen von Rotterdam alle gemeldeten Halal Produkte in speziell dafür bestimmten Gefrierhäusern. Während der Lagerung, dem Entladen und Beladen werden alle Halal-Waren gemäss islamischen Vorschreiben behandelt. Eurofrigo hat sein Kühlhaus auf der Maasvlakte mit zwei Tiefkühllagern für einige hundert Paletten mit Halal-Produkten ausgestattet. „Wenn Bedarf besteht, werden wir weitere Flächen zur Verfügung stellen“, sagt Derk van Mackelenbergh, Geschäftsführer der Eurofrigo. „Wenn jemand morgen kommt und will tausend Tonnen Halal-Fleisch speichern, wäre das kein Problem.“

Grösster europäischer Konkurrent von Rotterdam ist der Seehafen von Marseille-Fos, der 2010 ein Abkommen mit dem Haupthafen von Malaysia, Keelang, schloss. Es ist eine Vereinbarung über ein globales Netzwerk von Vertriebszentren für Halal-Güter geworden. Partner von Marseille ist inzwischen auch die boomende Halal-Fleischwirtschaft in Brasilien, die ihre Produkte über Südfrankreich in die EU exportiert. Dazu gehören nicht nur Rindfleischprodukte sondern vor allem Geflügel für muslimische Verbraucher. Brasilien ist heute der größte Exporteur von Halal-Fleisch.

Dirk Becquart, Direktor für Entwicklung der Hafenverwaltung von Marseille-Fos sieht die geographische Lage als grossen Vorteil seines Hafens. Eine zunehmende Menge an Halal-Produkten für den europäischen Markt und den Maghreb wird aus Malaysia, China und Brasilien importiert. „Schiffe, die aus diesen Ländern kommen und ihre Container in Marseille-Fos entladen, sparen im Vergleich zu den Häfen in Nordeuropa leicht fünf Tage ein. Wir sind im Herzen der muslimischen Welt: Marseille und sein Hinterland haben eine große muslimische Bevölkerung. Rund ein Drittel der sechs Millionen Muslime in Frankreich leben in der südlichen Hälfte des Landes und die Nähe zu den muslimischen Ländern des Maghreb und des Mittelmeerraums ist ein offensichtlicher geographischer, wirtschaftlicher und logistischer Vorteil.“ Marseille hat im Mittelmeerraum die höchste Frequenz der Linienverkehre mit den Maghreb-Ländern, Libyen, der Türkei und Ägypten.

Einer der Drehpunkte für Halal-Produkte in Südosteuropa ist Bosnien geworden, das freilich über keinen Seehafen verfügt und seine Importe über den Flughafen von Sarajewo abwickelt. Die Agentur „Halal Quality Certification“ in Tuzla hat dem Logistikunternehmen Intersped D.D. in Sarajevo für die Lagerung, den Transport und die Zollformalitäten das erste Halal-Zertifikat in Bosnien und Herzegovina erteilt.

Belgien und Luxemburg möchten ebenfalls in das Geschäft mit der Halal-Logistik einsteigen. Der Flughafen von Liège hat die Ambition, in den nächsten zwei Jahren ein Halal-Hub zu werden und Luxemburg will seine zentrale Lage in Europa ebenfalls dazu nutzen, um sich der Halal-Wirtschaft als Standort für deren Logistik anzubieten.