Erfolgsstory: Halal-Rindfleischnudeln boomen in Schanghai

Shanghai (BZZ) – Eine der großen Freuden des Lebens in der Megametropole Shanghai ist es, dass eine dampfende Schüssel nach Art der in Lanzhou gezogenenen Rindfleisch-Nudeln fast immer in Reichweite steht. „Schaue nach den grün gemalten Zeichen ´Qingzhen´(清真, also halal), rieche den Kümmel und Anis und du weißt, du bist Minuten entfernt von einem günstigen, leckeren Gericht und kannst deinen knurrenden Bauch erwärmen“, schwärmt ein englischsprachiger Stadtführer.

Lanzhou ist die Hauptstadt der nordwestchinesischen Provinz Gansu. Wenn man Lanzhou erwähnt, erinnern sich viele Chinesen an eine kulinarische Spezialität dieser Stadt, nämlich an handgemachte Nudeln in der Rindfleischsuppe. Diese handgemachte Nudeln in der Rindfleischsuppe schätzen nicht nur die Einheimischen, sondern auch die Menschen aus anderen Teilen Chinas und sogar aus dem Ausland. In Lanzhou findet man islamische Rindfleischnudel-Stuben fast überall. Die Einheimischen, die zur Arbeit oder zur Schule gehen, und auch die in der Frühe aktiven Spaziergänger verzehren bereits morgens Rindfleischnudeln. Sie beginnen damit ihren neuen Tag. Kein Wunder, dass diese Köstlichkeit auch in China´s Millionenstadt Shanghai nicht fehlt und inzwischen zu einem wahren Boom auf die köstliche Nudelsuppe geführt hat.

Ma Jiande, dessen uigurischer Name You Sufu lautet, stammt aus Hualong, einem muslimischen Dorf in der Nähe von Xining, der Hauptstadt der Provinz Qinghai. Der 30-Jährige Nudelunternehmer sagt, dass etwa die Hälfte der Angestellten von Lanzhou Noodle Shops aus seiner Heimatstadt stammen. Ma betreibt ein Restaurant auf der Xinzha Lu in Jing’an. Es gibt vier kleine Zimmer hinter seinem Schaufenster, wo er und
seine Frau mit seinem älteren Bruder und seiner Schwägerin leben. Jeden Morgen bereiten die Brüder 20 Kilo Rindfleisch, 15 Kilo Rind Knochen und 20 Gewürze für die Tagesproduktion ihrer Nudelsuppe.

Ma kam vor drei Jahren nach Shanghai nach dem er zuvor in einer Lanzhou Nudel Filiale in Xiamen gearbeitet hatte. „Ich habe vom Leben in Shanghai geträumt, seit ich sehr jung war“, sagt er. Er hat nur die Grundschule besucht, aber Ma liebt es zu lesen. Er ist Autodidakt und kennt heute genug Zeichen, um eine Zeitung zu lesen. Sein Lieblingsblatt ist Huanqiu Shibao – die chinesische Version von Global Times. Ma begann zu lernen, wie man Nudeln zieht, als er 18 war. Es ist eine Tradition für die Männer seines Dorfes Nudeln machen und es danach zu wagen in einem anderen Teil Chinas ein Restaurant einzurichten.

Der muslimische Halal-Ausschuss von Shanghai, der Ausschuss für die muslimische Minderheit und die Stadtverwaltung haben Ma geholfen, mit einem gesicherten Darlehen sein Restaurant zu eröffnen, sobald er einen geeigneten Standort gefunden hatte. Er erhielt einen ersten Kredit von 18 000 Euro und einen zweiten über 22 000 Euro. Dafür kaufte er vom Halal-Ausschuss Stühle, Tische, Dekorationen und Küchengeräte. Selbst das Menü auf der Wand mit Bildern von allen Gerichten kommt vom Halal-Ausschuss. Es wird von den meisten lokalen Lanzhou Nudelläden verwendet.

„Alle unsere Rohstoffe kommen direkt aus Qinghai, es ist alles 100 Prozent organisch und original „, sagt Ma. Er benutzt einen muslimischen Großhändler, so dass er weiss, dass seine Lieferanten „Ah-hong“ sind, ein Begriff, der im Uigurischen „Lehrer“ bedeutet und der vertrauenswürdigen und seriösen Muslimen vorbehalten ist. Das Rindfleisch stammt ausnahmslos von Tieren, die halal, d.h. islamkonform geschlachtet worden sind. Eine Philosophie seines Restaurants ist es, dass seine Gäste das Essen nicht nach ausserhalb bringen, „Take away“ gibt es also nicht. Ma sagt, damit verfolge er sowohl finanzielle als auch religiöse Zwecke. „Unser Prinzip ist es, dass Rauchen oder Trinken von Alkohol in unserem Restaurant nicht erlaubt ist, weil wir glauben, dass diese Produkte nicht nur dem Benutzer, sondern dass sie auch anderen Menschen schaden.

An einem normalen Tag verkauft Ma etwa 175 Schüsseln gezogene Nudeln. Die Preise liegen zwischen 40 Cent und einem Euro. Seine Miete beträgt 1000 Euro und jeden Monat sendet Ma 600 bis 700 Euro nach Hause zu Verwandten in Qinghai. Nach Aufzeichnungen der Stadtverwaltung gibt es mehr als 6.000 Filialen für Lanzhou Nudeln in Shanghai. Der Ausschuss für die muslimische Minderheit sorgt in der Regel dafür, dass zwischen zwei Nudelläden mindestens 400 Meter Abstand liegen. Dennoch gibt es zwei andere Lanzhou Nudelläden innerhalb eines Blocks in der Nachbarschaft von Ma. „Wir lieben den Wettbewerb und glauben, dass wir ihn gewinnen“, sagt Ma. „So kümmern wir uns nicht darum, wenn noch mehr Lanzhou Nudel-Restaurants eröffnen.“

Heute befinden sich in Lanzhou selbst laut Radio China International (RCI) mehr als 1.200 Rindfleischnudel-Stuben. Der jährliche Geschäftsumsatz in manchen großen Stuben kann über 40 Millionen Yuan RMB, also etwa 4 Millionen Euro, übertreffen. Sogar in kleinen Stuben kann der tägliche Geschäftsumsatz etwa 100 Euro erreichen. Dank des Konsums der Rindfleischnudeln sind die entsprechenden Branchen in Lanzhou und in den Nachbarregionen, etwa wie die Rinderzucht und die Mehlverarbeitung, im Großen und Ganzen recht gesund. Dies trägt auch zum Gedeihen der lokalen Wirtschaft und zur Vermehrung der Arbeitsplätze bei. In den letzten Jahren wurden noch Zugangsvoraussetzungen für die Herstellung von Rindfleischnudeln in Lanzhou erlassen. RCI: „In Zukunft werden sich die Rindfleischnudeln in Lanzhou weiterhin einer hohen Qualität erfreuen und sich zur bekannten Marke entwickeln“.

In der Regel sucht man in Deutschland vergebens nach einem islamischen Nudelrestaurant. Inzwischen wird die Spezialität aber in der Hauptstadt angeboten, so ein Kenner: „In Berlin kenne ich genau ein chinesisches Restaurant, das nicht nur meine Gnade findet, sondern in höchsten Tönen besungen wird: Das Selig in Charlottenburg. “

Quellen: UrbanAtomy Shanghai

Radio China International in deutscher Sprache

Lanzhou-Nudeln in Berlin