Halal-Food: Nicht nur der Eismann läutet an der Tür

Moderner muslimischer Lifestyle integriert sich mit Halal-Lieferservice

Düsseldorf (BZZ) – Eine bisher beispiellose Geschäftsidee aus Leipzig soll die in Deutschland lebenden Muslime überzeugen. Die Befolgung islamischer Speise­vorschriften und moderner Lifestyle stehen sich beim Konzept von „DailyKitchen“ nicht mehr im Weg. Dabei werden die Zutaten für eine islam­konforme Mahlzeit von einem Lieferservice kochfertig in die Wohnung gebracht.

Unternehmensgründer Aneed Ashraf bewirbt sein Konzept so: „Du willst ohne Stress abwechslungsreich kochen? Zutaten suchen, einkaufen, schälen oder schneiden dauert dir zu lang? DailyKitchen ist die Lösung – geschält, geschnitten, frisch verpackt. Du musst nur noch kochen!“ Der deutsche Muslim mit Universitäts­abschluss und pakistanischen Eltern ist überzeugt davon in eine Marktlücke gestossen zu sein und Experten wie der Fachjournalist Peter Z. Ziegler aus Basel von halal.li geben ihm recht: „Moderner muslimischer Lifestyle könnte vor allem Singles und Kleinfamilien überzeugen für die sich der Einkauf und das Zubereiten nicht mehr so lohnt wie für die Gross­familie.“ Traditionelle Muslime würden dagegen den Service eher ablehnen, seien aber auch nicht die Zielgruppe.

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Halal-Gericht
Halal-Gericht
Halal-Gericht
Spanien: Arroz-Con-Pollo Brasilien: Huhn in Kokosmilch Chile: Churrasco

Ashraf: „Unsere Kunden sind mit dem westlichen Lebens­standard aufgewachsen aber wollen nicht Ihre religiösen Pflichten vernachlässigen und gerade in Deutschland ist das Angebot an Halal-Essen sehr beschränkt, sowohl für den „Türken“ oder für den „Araber“… Das Problem ist das gleiche und hier versuchen wir Abhilfe zu schaffen.“ Vorerst kann der Service von DailyKitchen erst einmal in aus­gewählten Städten in Nordrhein-Westfalen gebucht werden: Düsseldorf, Essen, Duisburg, Mülheim, Oberhausen und Ratingen. DailyKitchen ist als Franchisesystem aufgebaut, bietet also unter seinem Dach Chancen für lokale muslimische Gastronomen. Aneed Ashraf: „Wir haben uns bewusst für diese Orte entschieden. Erst einmal, weil es dort viele Muslime gibt und es für uns logistisch einfacher war – aufgrund von vorhandener Infrastruktur in den Städten.“

Die mittelfristige Vision ist, dass DailyKitchen in anderen deutschen Städten von Franchisenehmern gegründet wird. Auf die Frage, warum er die muslimischen „Hochburgen“ Berlin oder Köln nicht ausgewählt habe, antwortet Ashraf diplomatisch: „Dort verfolgen wir eine andere Strategie, da nach unseren Recherchen die beiden Städte auf andere Produkte besser reagieren.“ Im Klartext bedeutet dies wohl, dass der muslimische Kaufmann gegen die dortige Phalanx türkisch orientierter Gastronomen (noch) nicht antreten mag.

Der in Deutschland aufgewachsene Spross aus pakistanischer Familie widerspricht Vermutungen, er wolle die bei Deutschen durchaus nicht unbeliebte indisch-pakistanische Küche propagieren. „An unserer Website (dailykitchen.de) kann man hoffentlich sehen, dass diese nicht spezifisch für einen Kulturraum steht, sondern offen ist sowohl für Muslime als auch für Nicht-Muslime. Die Gerichte variieren jede Woche. Wir haben nächste  Woche die afrikanische und die ost-asiatische Küche im Programm. Daher definieren wir unsere Kunden­gruppen weniger über die Ethnie, sondern über die psycho­graphischen Merkmale.“ Konkret heisst dies, dass der Kunde jede Woche die Möglichkeit hat, zwischen 10 Rezepten á 2 Kategorien zu wählen. Das Besondere an DailyKitchen ist es, dass der Kunde die Zutaten geschnitten, geschält, mariniert, portioniert und versand­kostenfrei zugesendet bekommt. Die Produkte sind laut Ashraf 100% Halal und vorzugsweise regional und Bio: “Man kocht dann ganz einfach nach Anleitung“. Geliefert wird von DailyKitchen nur einmal die Woche. Das heißt man kann bis Dienstag um Mitternacht bestellen, jeden Mittwoch wechseln die Gerichte und jeden Donnerstag wird ausgeliefert.

Die Gründe, die eine wachsende Anzahl muslimischer Singles und Kleinfamilien von DailyKitchen überzeugen sollen, klingen einleuchtend: „Wenn Du keine Möglichkeit hast, außerhalb des Hauses Halal zu essen,  falls Du keinen geeigneten Ort für ein gemeinsames Halal-Familien­essen gefunden hast, wenn Du ständig nur das gleiche Essen zur Auswahl hast, da das Halal-Angebot beschränkt ist. Oder wenn Du mit Deinen Gästen wöchentlich neue abwechslungs­reiche Halal-Gerichte genießen möchtest.“ Auch auf die Gretchenfrage an jeden muslimischen Gastro­nomen hat der Unter­nehmer eine seriöse Antwort: „Wurden Sie von einer anerkannten Halal-Zertifizierungs­stelle zertifiziert und werden Sie von dieser laufend überwacht?“ Ashraf: „Wir arbeiten eng mit der HDC aus Malaysia zusammen und sind auch deren offizieller Partner. Daher können wir deren Wissen und Erfahrungen nutzen und umsetzen.  Auf der Website www.pure-fcc.de  ist die Sammelstelle unseres Know-Hows.“

Peter Z. Ziegler

Klicken zur Website von dailykitchen.de