Deutsche Welle sieht in „Halal-Hype“ Chancen für Industrie

Bonn (BZZ) – Halal-Food ist endgültig in den deutschen Medien angekommen. Einen Tag nach Weihnachten widmet auch die Deutsche Welle (DW) dem in Deutschland umstrittenen Thema eine Reportage. Unter dem Titel „Hype um Halal“ wird zusammengefasst, was die deutsche Lebensmittelindustrie mit Blick auf 2011 bewegt: „Essen gemäß der reinen Lehre des Koran – mit entsprechenden Produkten wird weltweit kräftig Umsatz gemacht. Auch in Deutschland könnten Unternehmen damit viel Geld verdienen. Doch Industrie und Einzelhandel zögern.“

Autor Niclas Martin nennt erstmals konkrete Zahlen über einen Markt, der offensichtlich noch immer weit unterschätzt wird: “ Auch in Deutschland könnten Unternehmen rund fünf Milliarden Euro mit Nahrungsmitteln verdienen, die für Muslime erlaubt sind, schätzen Experten. Bei der Kaufkraft von mehr als vier Millionen Muslimen in Deutschland sicherlich nicht überraschend.“ Deutschland habe einen Nachholbedarf, stellt die Deutsche Welle fest, und zitiert Anya Schlie vom deutsch-türkischen Lebensmittelforum in Köln: „Wir erleben in Europa momentan einen Halal-Hype. Im Vergleich zu Frankreich, Holland oder Großbritannien ist man hier mit Halal-Produkten sehr spät dran, da müssen die Deutschen aufholen.“

Die Deutsche Wedlle enthüllt auch, warum viele Unternehmen fürchten, dass sie mit Halal-Produkten ihrem Ansehen schaden könnten: „Unternehmen, die Halal-Produkte vertreiben, erzählen uns immer wieder, dass sie bitterböse Briefe von nicht-muslimischen Verbrauchern bekommen, die sich irgendwie bedroht fühlen“, berichtet Anya Schlie. „Außerdem gibt es auch Angriffe von Rechten und militanten Naturschützern.“ Deshalb würden viele Unternehmen, die tatsächlich schon halal produzierten, in den Supermärkten nicht auffällig mit einem Halal-Siegel werben.

Ungefähr 4000 Halal-Produkte befinden sich bereits in den Einkaufsregalen der großen Supermärkte. Da sie aber nicht offensiv vermarktet werden, sind sie für Muslime nur schwer zu erkennen. In Frankreich sei dies ganz anders, dort werde in den Supermärkten deutlich sichtbar auf islamkonforme Waren hingewiesen.

Auf der anderen Seite zweifelten in Deutschland viele türkischen Muslime daran, dass in Waren, die als „halal“ gezeichnet sind, auch „halal“ drinnen ist. Die Deutsche Welle zieht daraus das Fazit: „Wie lange es braucht, um dieses Vertrauen herzustellen wird sich zeigen. Klar ist allerdings: Wenn die deutsche Nahrungsmittelindustrie und der Einzelhandel langfristig vom Halal-Hype profitieren möchten, so müssen sie bald in die Vertrauens-Offensive gehen. Frankreich ist da ein gutes Beispiel. Vor kurzem hat dort eine große französische Fast-Food Kette ihr Angebot auf halal umgestellt: Für die ersten Halal-Burger standen die Leute Schlange.

Quelle: Deutsche Welle Online