Dialog über Halal-Food in Düsseldorf

Die 1. Europäische Halal Konferenz legte Grundstein für einen ergebnis- und
informationsorientierten, sensibilisierten europäischen Dialog des Themas Halal
Food

Köln/ Düsseldorf, 15. September 2010: Die 1. Europäische Halal Konferenz,
gemeinschaftlich organisiert von Messe Düsseldorf und DTFood e.V. und unterstützt
durch viele engagierte Autoritäten und Systemgeber aus dem Halal Bereich wie der
Qibla Food Control, brachte am 14.9.2010 rund 150 Hersteller, Händler, Dienstleister,
Institutionen und Organisationen, Zertifizierer, muslimische Gelehrte, Autoritäten und
Auditoren aus ganz Europa in Düsseldorf zusammen.

Ziel dieses Treffens war es, die Experten eines immer stärker in den Vordergrund der
europäischen Lebensmittelindustrie aber auch der öffentlichen Wahrnehmung
rückenden Themas – Halal Food – konstruktiv und hinsichtlich der Möglichkeit eines
einheitlichen Zertifizierungsstandards für Europa ergebnisorientiert in Arbeitsgruppen
zusammen zu bringen.

In den drei Schwerpunktbereichen „Markt“, „Zertifizierung“ und „Religion“ wurde dieser
Anspruch der Konferenz aufgegriffen und in intensiven Gesprächen, fortgesetzt auch
außerhalb der Konferenzräume, umgesetzt.

Die rund 25 Teilnehmer der Arbeitsgruppe „Markt“ – Hersteller, Logistiker, Analytiker,
Dienstleister und Interessensvertreter der Verbraucher aus Frankreich, England,
Dänemark, Italien, Deutschland und der Türkei forderten von der weiteren Entwicklung
des Themas Halal und Halalzertifizierung in Europa zumindest einen Minimalkonsens in
Glaubensfragen. Weniger wichtig sei ihnen dabei ein einheitlicher
Zertifizierungsstandard als ein einheitliches Zertifikat und ein einheitliches,
europäisches Signet, sagte Arbeitsgruppensprecher Dipl.-Ing. Thomas Kützemeier
(mcongressconsult GmbH/ Rheinbach).

Ein ebenfalls wichtiger Aspekt der Diskussion der Vertreter des Marktes ist die
Einbeziehung der Türkei in weitere Gespräche und Entwicklungen eines einheitlichen
Halal Standards für Europa.

Die Arbeitsgruppe „Zertifizierung“, moderiert und geleitet von Peter Ziegler,
Lebensmittelfachjournalist aus Basel (Schweiz), forderte im wesentlichen die
Einführung eines geschützten Halal-Labels, mehr Rechtssicherheit beim Export von
Lebensmitteln in die islamische Welt und eine engere Kooperation mit der türkischen
Regierung. Gleichzeitig forderten die rund 30 Vertreter aus Handel,
Lebensmitteltechnologie sowie muslimische Gelehrte aus Deutschland, Großbritannien,
Ungarn, Spanien, Frankreich, Italien, der Schweiz und aus Österreich das Europäische
Parlament auf, ein Gesetz nicht zu ratifizieren, das durch eine Negativkennzeichnung
von Halal-Fleisch, welches durch betäubungslose Schächtung der Schlachttiere erzeugt
wurde, eine Ware „zweiter Klasse“ mache. Dies würde europaweit Muslime und Juden
diffamieren und verstoße zudem gegen die Regeln der WTO. In drei Resolutionen
wollen die Teilnehmer konkret die Politik und hier Ilse Aigner, Bundesministerin für
Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, die Abgeordneten des
Europäischen Parlaments in Strassburg und den türkischen Ministerpräsidenten Recep
Tayyip Erdogan um Hilfe und Unterstützung bitten. Letzteres vor allem vor dem
Hintergrund, dass insbesondere in Deutschland die Probleme mit islamkonformen
Lebensmitteln ohne eine enge bilaterale Zusammenarbeit mit der Türkei nicht gelöst
werden können.

In der Arbeitsgruppe „Religion“, an der 16 Religionswissenschaftler und Imame aus
Deutschland, der Türkei, Italien und Saudi Arabien teilnahmen, wurde schnell deutlich,
dass die Frage nach einer zeitgemäßen Auslegung des Korans und seiner Vorgaben für
die korankonforme Ernährung einen noch sehr viel intensiveren Diskussionbedarf hat.

Arbeitsgruppenleiter Dr. Hasan Karaca (forege, Forschungszentrum für Religion und
Gesellschaft, Köln), fasste den sensiblen Umgang mit den Bedürfnissen der
Konsumenten als Schlüssel für einen anzustrebenden Minimalkonsens in
Glaubensfragen. Hinsichtlich der Frage einer einheitlichen Zertifizierung von
Lebensmitteln sehen die Religionswissenschaftler momentan eine abgestufte
Einheitlichkeit, die den größten Unterschieden in religiösen Auffassungen entspricht,
als mögliche Lösung für ein einheitliches europäisches Halal Zertifikat.
Bei aller Unterschiedlichkeit der Inhalte der drei Themenschwerpunkte waren sich alle
drei Arbeitsgruppen einig: Das, was in den Diskussionen der verschiedenen Experten
und Interessensvertreter im Rahmen dieses ersten operativen Arbeitstreffens
angestoßen wurde, ist Wert, weiter verfolgt zu werden – In einem gemeinsamen,
europäisch orientierten Dialog, der Informationsdefizite beseitigt, sensibel auf die
jeweiligen Bedürfnisse und Interessenslagen im Themenkreis Halal Food eingeht und
letztendlich die Basis ist für einen Konsens im Ziel von mehr Transparenz und Einheit.
Die Arbeitsgruppen werden, koordiniert von den Initiatoren der Konferenz und gesteuert
von den Arbeitsgruppensprechern den begonnen Dialog fortsetzen und in regelmäßigen
Abständen über die erreichten Ergebnisse berichten.

Die nächste Arbeitsgruppensitzung ist für September 2011 und dann in einem europäischen
Partnerland – favorisiert werden die Türkei und Istanbul – geplant. Die 2. Europäische
Halal Konferenz wird dann wieder zeitgleich mit den Foodfachmessen der Messe
Düsseldorf – der „InterMopro“, „InterCool“, „InterMeat“ – vom 23.9. bis 26.9.2012 in
Düsseldorf stattfinden.

www.dtfood.org