Schweizer Globalplayer produziert für islamische Märkte
Kuala Lumpur (BZZ) – Nestlé, weltweit größter Nahrungsmittelkonzern und derzeit in über 80 Ländern der Erde vertreten, ist auch in der Halal-Industrie ein Globalplayer, der neue Maßstäbe setzt. Im „alten Europa“ und selbst im Heimatland des Konzerns, in der Schweiz, blieb bisher weitgehend unbeachtet, mit welchem Konzept die Manager in Vevey am Genfer See den unaufhörlich steigenden Bedarf an islamkonformen Lebensmitteln durch konzerneigene Produkte befriedigen wollen. Längst ist Nestlé dabei, nicht nur die gesamte islamische Welt, sondern auch die kaufkräftige muslimische Diaspora in Nordamerika und Westeuropa zu vernetzen.
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Nestlé vernetzt Halal-Produktion
Schweizer Globalplayer produziert für islamische Märkte
Kuala Lumpur (BZZ) – Nestlé, weltweit größter Nahrungsmittelkonzern und derzeit in über 80 Ländern der Erde vertreten, ist auch in der Halal-Industrie ein Globalplayer, der neue Maßstäbe setzt. Im „alten Europa“ und selbst im Heimatland des Konzerns, in der Schweiz, blieb bisher weitgehend unbeachtet, mit welchem Konzept die Manager in Vevey am Genfer See den unaufhörlich steigenden Bedarf an islamkonformen Lebensmitteln durch konzerneigene Produkte befriedigen wollen. Längst ist Nestlé dabei, nicht nur die gesamte islamische Welt, sondern auch die kaufkräftige muslimische Diaspora in Nordamerika und Westeuropa zu vernetzen.
von Peter Ziegler, Basel
In der vergangenen Woche war es der bei Nestlé für Malaysia verantwortliche Managing Direktor Sullivan O’Carroll, der während eines dreitägigen Promotion-Events des Konzerns gegenüber der Fachpresse in Kuala Lumpur die Erforschung von Konsumentenwünschen, die Entwicklung von Produkten sowie deren Marketing und Verkauf mit Blick auf die Zielgruppe der Muslime skizzierte. Vor allem für die Staaten der GCC-Wirtschaftszone am Golf prognostizierte O’Carroll ein kontinuierliches und nachhaltiges Wachstum. Der Bedarf an Produkten, die der Scha´ria gerecht werden, ist bei der angesprochenen Zielgruppe keine kurzfristige Modeerscheinung, sondern gehört am Golf, ebenso wie in Nordamerika oder in Großbritannien, immer mehr zum Lifestyle des kaufkräftigen muslimischen Mittelstandes. Für den Wirtschaftsstandort Malaysia wie für Nestlé ist diese Entwicklung doppelt erfreulich: zum einen wächst auch in Malaysia die Zahl der Kunden, die sich höherpreisige Halal-Produkte leisten können und wollen, zum anderen hatte der Schweizer Konzern das islamisch geprägte Land in Südostasien schon vor Jahren als Produktionsstandort auserkoren.
Nestlé Malaysia ist inzwischen mit über 300 verschiedenen Produkten der größte Halal-Produzent in der globalen Nestlé Gruppe geworden. Das Unternehmen besitzt im Land sieben verarbeitende Fabriken, darunter zwei im supermodernen Demak Laut Industrial Park in Kuching, und beschäftigt fast 5000 Mitarbeiter. Laut Manager O’Carroll werden über 22% der gesamten Produktion inzwischen in mehr als 50 Länder exportiert, vor allem in die ASEAN-Region. Es sind meistens spezifisch asiatische Produkte, die Nestlé in Malaysia so erfolgreich verarbeitet. So hat die neue Fabrik in Kuching die Herstellung von Maggi-Produkten, wie Nudeln, für die Märkte von Sarawak, Sabah (Borneo) und Indonesien nochmals um 8% gesteigert.
Die jährlichen Wachstumsraten der Tochter in Malaysia zwischen 4 und 6 Prozent bleiben auch in der Konzernzentrale nicht unbeachtet. Nestlé, so wurde in Malaysia betont, erhebe weltweit den Führungsanspruch nicht nur bei der Ernährung, sondern auch bei Gesundheit und Wellness. 140 Jahre wissenschaftliches Know-how in der modernen Lebens- und Ernährungsforschung und der Anspruch, sich ständig zu innovieren, führte zu Produkten, deren Wert längst auch in der islamischen Welt geschätzt wird. Ähnlich wie bis vor kurzem bei den Banken hat es Nestlé genutzt, dass seine Konzernmetropole in der von vielen Muslimen akzeptierten neutralen Schweiz liegt. Die Firmenphilosophie von Nestlé erscheint zudem glaubwürdig und tatsächlich gelebt zu werden. Direktor Sullivan O’Carroll beispielsweise, der seit 2003 erfolgreich die Konzerninteressen in Malaysia vertritt, stammt aus Pretoria und kennt die Erfordernisse für eine funktionierende multikulturelle Welt aus eigener Anschauung. Er begann vor 33 Jahren in Südafrika, damals noch unter den Gesetzen der Apartheid, für den Schweizer Konzern zu arbeiten.
Die Kultur der „Diversity“, der akzeptierten Verschiedenheit, ist bei Nestlé ein wichtiger Leitwert und fordert von allen Mitarbeitern die gegenseitige Achtung und Toleranz gegenüber der jeweils anderen Rasse, Kultur oder Religion. Geleitet von diesen Grundsätzen, so wird von der Konzernleitung betont, habe die Gruppe Investitionsentscheidungen immer nur aufgrund kommerzieller und industrieller Leistungsfähigkeit getroffen. Aus diesem Grund, so heisst es in einem Statement, produziere Nestlé inzwischen auch in Ländern wie Saudi-Arabien, Ägypten, Syrien, Tunesien, Marokko, Israel und in Pakistan, Malaysia und Indonesien. Dies zeige die Achtung, die das Unternehmen vor der kulturellen, ethnischen und religiösen Vielfalt habe. In jedem der genannten Länder gehe Nestlé sowohl auf die Anforderungen der Verbraucher als auch auf die Interessen der örtlichen Angestellten ein. Nestlé beschäftigt nach eigenen Angaben inzwischen mehr als 30 000 Menschen in der muslimischen Welt, und hat dort bereits 2 Milliarden Franken (2007) Umsatz. Zitat aus einer Konzernbroschüre: „Nestlé trägt zum Wohlstand und Wohlbefinden der Menschen in diesen Ländern bei“.
Diese Zahlen müssen durch einen Blick auf die Globalität des Konzerns relativiert werden. Weltweit erwirtschaftete der Nestlé-Konzern 2007 einen Umsatz von 107,5 Milliarden Schweizer Franken und erzielte einen Reingewinn von 10,6 Milliarden Schweizer Franken. Global betreibt Nestlé über 480 Produktionsstätten und beschäftigt insgesamt rund 276.000 Mitarbeiter. Mit 14.380 Mitarbeitern und einem Umsatz von 3,772 Milliarden Euro im Jahr 2007 ist Nestlé Deutschland der drittgrößte Ländermarkt des Konzerns. In der Schweiz ist Nestlé das größte Industrieunternehmen überhaupt.
In Malaysia arbeitet der Konzern mit dem Gesundheitsministerium bei einem 10-Jahres-Aktionsplan für gesündere Ernährung mit. Produkte mit weniger Zucker, Salz und Fett, sollen laut Manager Sullivan O’Carroll die Lebenserwartung der Menschen auch in diesem Teil der Welt erhöhen. Doch nicht nur gesunde Lebensmittel, auch westlich geprägte Trend-Produkte werden der kaufkräftigeren muslimischen Kundschaft vermehrt angeboten. Die Halal-Industrie ist auch bei der gewinnträchtigen Kosmetik angekommen. Halal-Zertifikate für die Produkte, die für Körperpflege und Schönheit geschaffen wurden, sind inzwischen absolutes Muss für jede Muslima. Vielfältig und für Laien unüberschaubar ist inzwischen die Produktpalette, die von Nestlé vertrieben oder beeinflusst wird. So hält der Lebensmittelkonzern inzwischen 26,4% der Aktien von L´Oreal, dem weltweit größten Konzern für Kosmetik und Schönheitsprodukte.