Prag (BZZ) – Nach immer neuen Auswüchsen durch rechtspopulistische und sogar faschistische Aktivisten im Kampf gegen die angebliche Islamisierung Europas hat jetzt eine Lebensmittelskette in Tschechien aufgegeben. Die Billa-Märkte stellen den Verkauf von Halal-Produkten ein. Das berichtet heute die Online-Ausgabe der in Prag erscheinenden Tageszeitung Mladá Fronta Dnes. Grund für diesen Schritt seien massive Proteste von Kunden, die vor allem im sozialen Netzwerk Facebook geäußert worden seien. Die Billa-Filialen in Tschechien und in Österreich gehören zur REWE-Gruppe.
„Wegen der Unzufriedenheit unserer Fans hier im Netzwerk Facebook nehmen wir sämtliche ‚Halal‘-Produkte aus dem Sortiment der einigen wenigen Filialen, in denen sie im Angebot waren. Produkte mit der Bezeichnung ‚Halal‘- werden am 7.10. aus dem Verkauf genommen“, kündigt die Lebensmittelkette auf ihrem Facebook-Profil an.D ie Entscheidung von Billa ruft auf dem Facebook-Profil des Händlers lebhafte und zum Teil heftige Reaktionen hervor. Neue Diskussionbeiträge erscheinen dort derzeit im Sekundentakt. Viele User danken der Supermarktkette, doch andere protestieren gegen die Entscheidung. Inzwischen rüsten sich die Rechtspopulisten und Islamgegner, um auch Billa Österreich über Facebook zur Aufgabe seiner Halal-Produkte zu zwingen. Die Diskussion ist inzwischen so verroht, dass Befürworter von Halal-Produkten als „Al Kaida Fans“ verleumdet werden, „die ja bekanntlich nicht nur Tiere sondern auch Menschen schlachten“.
Facebook-User Luk Van Maar wird mit seinem Schreiben an Billa Tschechien von der Presse zitiert:“Das Zurückziehen des Halal-Sortiments ist ein bedauernswerter Schritt. Es ist traurig, dass Ihr Unternehmen bereit ist, aus Angst vor der Umsatzhöhe, der kleingeistigen Xenophobie tschechischen Charakters nachzugeben. Dieses Maß an Servilität, denke ich, haben Sie nicht nötig.“
Umstritten und Anlass für leidenschaftliche Diskussionen ist besonders das traditionelle betäubungslose Schlachten. Dies ist in Tschechien erlaubt während es in Polen verboten werden soll. Die Fleischindustrie hat bereits angekündigt, sie werde notfalls nach Litauen ausweichen. In Litauen und Lettland wird inzwischen schon für die skandinavischen Länder Fleisch für Juden und Muslime produziert.
Quellen: Prag aktuell – Billa CZ in Facebook