Moskau (DTJ) – Im vierten Jahr ihres Bestehens zog die Halal Expo in Moskau, die mittlerweile als eine der bedeutsamsten Veranstaltungen dieser Art außerhalb der islamischen Welt gilt, mehr als 140 Unternehmen aus aller Welt an. Mehrere Tausend Besucher konnten dabei islamkonforme Küche, Finanzen und Mode kennenlernen. Vor allem das Islamisches Modefestival begeisterte Russland.
In der Kategorie „Finanzen und Investment“ wurde das Finanzhaus „Amal“ prämiert. Im Bereich Design und Maßanfertigung war „Irada“ die angesagteste Marke unter den islamkonformen Anbietern. Im Bereich Catering setzte sich die islamische Fast-Food-Kette „Livan House“ durch. „Tschetschenisches Mineralwasser“ gewann den Preis für Nahrungsmittel. Im Bereich Tourismus, in dem drei Reisebüros nominiert waren, setzte sich „Islamic Travels“ aus London durch. Das Journal „Muslim Magazine“ setzte sich unter den Publikationen durch. Asfour Kristall gewann die Kategorie „Kunst und Deko“. Den Preis für den „Durchbruch des Jahres“ erhielt das Medienprojekt miradio.ru.
Islamische Mode ist bequem
Besondere Aufmerksamkeit erlangte in diesem Jahr aber wieder das „Internationale Festival islamischer Mode“, das traditionell im Rahmen der Halal Expo stattfand und auch noch einen zusätzlichen Stopp in Kasan einlegte. Mehrere russische Modedesigner, die sich auf islamische Mode spezialisiert haben, führten auch diesmal wieder ihre Kollektionen vor. Dabei gelang es ihnen, gängige Stereotypen über muslimische Bekleidungsformen zu widerlegen. Eines davon ist, dass die Schnitte und Farbenschemata weitgehend alle gleich wären. Davon konnte aber bei den Teilnehmern des Modefestivals keine Rede sein. Die Kollektionen präsentierten vor allem bequeme Freizeitkleidung, die leicht zu tragen ist und trotzdem keinen muslimischen Überzeugungen zuwiderläuft. Elemente wie lange Röcke, Spitze oder zahlreiche Accessoires waren vielfach von europäischer Mode inspiriert. Auch nach der Art und Weise, wie Farbe und Textur verwendet wurden, setzten die Designer Akzente. Es wurden interessante Kombinationen von Pastell- und lichten Mustern ebenso wie mannigfaltige Ornamente vorgeführt. Klassische eng geführte, lange Kostüme fanden ihren Kontrast in lose geschnittenen Designs, oft mit Gürteln und Schals passender Farbe variiert, oder in Hosen, die mit langen Shirts oder Blusen kombiniert wurden. Designerin Dilyara Sadriyeva betonte, sie wolle keine Mode für den Laufsteg machen, sondern für das reale Leben. Jede muslimische Frau, und auch jede andere Frau, die einfach nicht gerne viel Haut zeigt, soll gut aussehen können.“
Die Permissivität begann zu langweilen
Selbst bei weltweit bekannten Modeschöpfern haben muslimische Traditionen und Kulturelemente in den letzten Jahren Eindruck hinterlassen. Die führenden Modehäuser der Welt haben begonnen, muslimische Bekleidungspräferenzen wie hohe Nacken, bedeckte Schultern, lange Röcke und Kostüme und lose Schnitte einzuarbeiten. Auch in Russland wird diese Entwicklung mit Interesse verfolgt.
„Viele nichtmuslimische Frauen gehören zu meinen Kundinnen“, betont Dilyara Sadriyeva, „sowohl Frauen als auch Männer sind zunehmend der permissiven Mode überdrüssig und müde geworden. Moderne Modeschöpfer haben Frauen in einem de facto nackten Zustand hinterlassen, und nun verspüren sie das Bedürfnis, sich wieder anzuziehen. Jetzt schlägt das Pendel wieder in die andere Richtung aus, und deshalb wird viel an Stilelementen aus der muslimischen Mode entnommen. Wer diese als Designer mit europäischen Trends kombinieren kann, ist am Ende der Sieger.“
Dennoch werden Frauen in Russland oder in EU-Ländern künftig nicht wie in Katar, Saudi-Arabien oder anderen Ländern des arabischen Raumes umherlaufen. „Wir sind kein arabisches Land, und deshalb steht uns arabische Kleidung nicht“, führt Designerkollegin Rusudan Kobyakova aus, „auch muslimische russische Mode wird sich immer von jedweder anderen Form östlicher oder muslimischer Mode unterscheiden; sie wird sich eher am europäischen Stil orientieren.“
Östliche muslimische Kleidung sei sehr streng, orthodox und nach Nationalität unterschieden, so Kobyakova. Es gäbe schlicht und einfach keinen passenden Ort in Russland, um diese zu tragen. Vielmehr würde der entspanntere russische Stil muslimischer Kleidung sowohl in Europa als auch in den arabischen Ländern an Popularität gewinnen.
Organisatoren der Veranstaltung sind die Gemeinschaft der Muslime Russlands und der russische Mufti-Rat in Kooperation mit russischen und internationalen Organisationen. Delegationen aus mehr als 30 Ländern der Welt besuchten in diesem Jahr die Ausstellung und die Veranstaltungen des dieser angeschlossenen Business Forums. Auch das Außenministerium der Russischen Föderation unterstützt den international vielbeachteten Event.