Paris (BZZ) – Starfotograf Martin Parr hat im Pariser Migrantenviertel „La Goutte d’Or“ fotografiert – und Außergewöhnliches entdeckt. Darüber berichtet das Magazin „der Freitag“ in seiner jüngsten Ausgabe. Parr hatte sich für ein paar Wochen im Pariser Quartier „La Goutte d’Or“ zum Fotografieren niedergelassen. Dort leben vor allem afrikanische Einwanderer. Viele von ihnen sind Muslime. Von der offiziellen Medienindustrie Frankreichs wird das Viertel als eine Art Getto und Zentrum von Kriminalität, Drogenhandel und Prostitution wahrgenommen, aber das sind für Kenner nur wohlfeile Klischees.
Martin Parr wirft einen empathischen Blick auf Menschen und Verhältnisse, Widersprüche und Spannungen – ohne Anbiederung, aber auch ohne Dramatisierung. Vielen Menschen steht die Härte ihres Lebens buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Die Fotos zeigen viele Facetten des Lebens und Überlebens von Einwanderern unter prekären Umständen. Eine beeindruckende Ausstellung, urteilt „der Freitag“. Dank der Mithilfe von „Locals“ öffneten sich Parr auch Türen, die sonst verschlossen sind.
Einige Fotos zeigen Frauen beim Gebet in der Moschee, und deren Gesichter sind nicht verschleiert. Der Islam prägt das Viertel. Die zwei Moscheen – eher Gebetsräume – sind so klein, dass beim Freitagsgebet der Platz nicht ausreicht. Die Männer legen dann ihre Gebetsteppiche einfach auf die gesperrte Straße und beten zu Hunderten unter freiem Himmel – während die benachbarte Kirche Saint-Bernard leer steht. Die Betenden „besetzen“ nur die Straßen, nicht die Bürgersteige.
Im Quartier „La Goutte d’Or“ spielt sich ein großer Teil des regen Geschäfts- und Marktlebens unter freiem Himmel ab. Neben Bergen von exotischem Gemüse wird an den Ständen der Halal-Metzger Fleisch angeboten, das nie in französischen Metzgereien zu sehen ist. Die afrikanische Küche verarbeitet viel Fleisch, aber nicht die teuren Filetstücke, sondern Innereien, Beinfleisch und andere Teile, die sonst allenfalls verwurstet werden.