Im Saarland sind Halal-Produkte noch wenig bekannt

Saarbrücken (BZZ) – Im Saarland sind Halal-Produkte noch wenig bekannt. Dies stellte jetzt die Saarbrücker Zeitung in einem Interview mit Verbraucherschützern fest. Der Absatz in anderen Bundesländern sei wesentlich höher, sagte ein Experte und nennt Unwissenheit bei den Muslimen im Saarland als mögliche Ursache. Lebensmittel, die halal sind, könne man im Saarland zwar kaufen. Hergestellt werden die Produkte aber in anderen Bundesländern oder Frankreich, obwohl in Saarbrücken fast 9000 Muslime leben.

Wie Lebensmittelexpertin Barbara Schroeter von der Verbraucherzentrale Saarland der Saarbrücker Zeitung erklärte, gebe es kaum Nachfragen zu Halal-Produkten im Saarland: „In anderen Bundesländern ist die Nachfrage wesentlich höher. Zum Beispiel in Bremen.“ Nach Angaben des Integrationsbeirats Saarbrücken leben allein in der Landeshauptstadt knapp 9000 Muslime. Eine Vermutung, warum die Nachfrage dennoch gering ist, äusserte gegenüber der Saarbrücker Zeitung Gerd-Rüdiger Puin, der früher an der Universität des Saarlandes im Fachbereich Orientalistik lehrte: „Viele Muslime leben nach dem Motto: Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.“ So konsumieren viele Schokolade und wüssten nicht, dass Gelatine unter den Zutaten sein könne. Gelatine ist ein tierisches Eiweiß, das auch vom Schwein stammen kann.

In Saarbrücken kann man so genannte Halal-Produkte in verschiedenen arabischen Supermärkten wie im Central-Markt am Haus der Zukunft oder im City-Basar in der Mainzerstraße erwerben. „Im City-Basar gibt es auch keinen Alkohol“, erklärt der Islamforscher Puin. Aber auch der Großverbraucherdienst Südwest GmbH (VLG) im Saarland vertreibt Kondensmilch der Marke Muh, die ein Halal-Zertifikat trägt. Produziert wird die Milch jedoch in der Eifel von der Milch-Union Hocheifel. Pressesprecher Wolfgang Rommel begründet die Herstellung dieser Produkte in der Saarbrücker Zeitung: „Unser Unternehmen exportiert auch ins Ausland, wie zum Beispiel nach Malaysia. Die Mehrzahl der dort lebenden Menschen ist muslimisch. Daher müssen sie als halal ausgezeichnet sein.“ Bereits seit sieben Jahren würden Artikel mit dem Halal-Zertifikat ausgestattet. Die Zertifizierung übernimmt die Prüf- und Zertifizierungsstelle Halal Control e.K. von Mahmoud Tatari in Rüsselsheim. Die Produkte müssen jährlich neu von der Prüfstelle kontrolliert werden. Nach ihren Angaben ist eine Kondensmilch halal, wenn keine tierischen Nebenprodukte verarbeitet wurden.

Besonders kompliziert sind die Regeln für den Genuss von Fleisch und Fleischprodukten. Einige strenggläubige Muslime akzeptieren nur das Fleisch von Schlachttieren, die vor ihrer Tötung nicht betäubt worden sind.
Laut Saarbrücker Zeitung bereitet in der Saarbrücker Viktoriastraße ein Kebabstand seine Produkte halal zu. Das Fleisch beziehe der Inhaber aus dem nahen Metz, denn in Frankreich ist eine rituelle Schlachtung ohne Betäubung erlaubt. In Deutschland ist dies nur für muslimische Gemeinden unter sehr restriktiven Bedingungen mit Ausnahmegenhmigung gestattet, für kommerzielle Zwecke aber strikt verboten. Inzwischen klagen immer mehr Erzeuger und Schlachtbetriebe, sie würden gegenüber den EU-Nachbarn Frankreich, Holland und Belgien erheblich benachteiligt.

Quelle: Saarbrücker Zeitung