Jakarta (BZZ) – Mindestens 41 ausländische Lebensmittel-Zertifizierungsstellen haben ihre Halal-Food Standards auf Vorgaben aus Indonesien ausgerichtet. Dies berichtete die indonesische Nachrichtenagentur „Antaranews“ unter Berufung auf einen hohen Beamten der MUI, dem islamischen Gelehrtenrat. Der südostasiatische Inselstaat ist mit etwa 239,9 Millionen Einwohnern die viertgrößte Nation der Welt. Es ist auch das Land mit den meisten Muslimen auf der Welt. 200 Millionen Muslimen (80% der Indonesier) stehen derzeit etwa 23 Millionen Christen gegenüber. Für die islamischen Standards verantwortlich ist ein eigenes Institut der indonesischen Ulema Council (MUI), das Research Institute (LPPOM), welches alle Lebensmittel, Medikamente und Kosmetik untersucht, die in Indonesien verkauft oder importiert werden. Unter den 41 zugelassenen Agenturen gehören viele zu den Mitgliedsstaaten der ASEAN, weitere gibt es in Kanada, England, Holland, Belgien, Türkei, Japan und den USA, sagte Lukmanul Hakim, Chef der LPPOM. Eine einziger Zertifizierer ist in Deutschland registriert.
„Wir versuchen, die indonesische Halal-Zertifizierung international einsetzbar zu machen. Unser Konzept, das während einer Sitzung des World Halal Council (WHC) vorgelegt worden ist, erhielt eine positive Antwort“, sagte Lumanul der gleichzeitig auch der Generalsekretär der WHC ist.
Unterdessen sagte der Vorsitzende der MUI, Ma `ruf Amin, fast alle Zertifizierungsstellen für Lebensmittel in der Welt hätten die Praxis der LPPOM-MUI bei der Prüfung von Lebensmitteln- oder Getränke-Produkten, die für den Export in islamische Länder bestimmt sind, übernommen.
Ma `ruf betonte, dass die MUI Halal-Standards das Vorhandensein von Zutaten, die in Lebensmittel- oder Getränke-Produkte haram (verboten) sind, zum Beispiel Schwein Körperteile in Gelatine, Salze und andere Dinge, verhindern.
Herbe Kritik übte der Chef der MUI an Deutschland. „Deutsche Zertifizierer sind in der Vergangenheit nicht unserem Halal-Konzept gefolgt und haben es zugelassen, dass Ingredienzien aus gepökeltem Schweinefleisch fast jedem Lebensmittel zugesetzt worden sind. Aber da sie von uns Genehmigungen brauchten, haben sie die Standards von Indonesien in Betracht gezogen und heute folgen sie den Vorgaben der MUI“, erklärte er. In ganz Europa sind bisher überhaupt nur fünf Zertifizierer zugelassen. In Deutschland ist am 15. Oktober 2009 die Halalcontrol e.K. von Mahmoud Tatari in Rüsselsheim von der MUI akkreditiert worden. Diese steht jedoch nur auf der „LIST OF APPROVED FOREIGN HALAL CERTIFICATION BODIES“, hat jedoch keine Zulassung für die „FOR CATTLE (HERE IN COW) SLAUGHTERING CATEGORY“.
Liste der MUI herunterladen: http://www.halalmui.org/images/stories/pdf/LSH/LSH%20LN-27dec2010.pdf
Die Tatsache, dass in Deutschland oder Österreich das Schlachttier vor oder während der Tötung betäubt werden muss, ist kein Hindernis für eine Zulassung durch die MUI. Dies zeigen die zahlreichen Zertifizierungsunternehmen aus Australien und Neuseeland, die gelistet sind. Es ist jedoch ein offenes Geheimnis, dass sich die MUI im Auftrag des Landwirtschaftsministeriums in Jakarta schwer mit neuen Genehmigungen tut. Wird ein Zertifizierer von der MUI für die islamkonforme Prüdung der Schlachtbetriebe seines Landes akkreditiert, so bedeutet dies in der Regel, dass dessen Halal-Siegel fast schon eine Garantie für eine der begehrten Einfuhrgenehmigungen nach Indonesien darstellt. Inzwischen warten manche europäischen Zertifizierer trotz bezahlter Aufnahmegebühren schon das dritte Jahr auf ihre Zulassung aus Jakarta. Derzeit ist nur Rindfleisch aus Grosssbritannien oder den Niederlanden in Indonesien erwünscht. Dafür sorgt auch eine geschickte Lobby aus Australien und Neuseeland.
Eine Reihe von ausländischen Experten hätten ihr Wissen über islamkonforme Lebensmitteln in Indonesien erworben, sagte Ma `ruf, und das zeige, dass LPPOM MUI inzwischen einen internationalen Ruf habe. Wer das in Kürze noch plant, kann vom 15. bis 17. März 2011 an dem von MUI/LPPOM angesetzten Qualitätssicherungtraining für künftige Halal-Auditoren in Bogor auf West-Java teilnehmen. Der Andrang auch aus Europa soll grösser sein als bisher. Die Teilnahme ist für solche Anlässe sehr preiswert, 2 Millionen Rupien (165 Euro) kosten die drei Seminartage. Kosten für Flug, Hotel und Verpflegung halten sich ebenfalls in Grenzen. Veranstaltungen bei der Konkurrenz in Malaysia oder Abu Dhabi belasten das Budget erheblich mehr. Grösster Konkurrent in der Region und bei Institutionen der UNO wie WHO und FAO aber auch bei der EU-Kommission in Brüssel sind die Nachbarn aus Malaysia. Die dortige JAKIM ist seit Jahren weltweit tätig und leitet derzeit die Einführung eines Halal-Standards in der Volksrepublik China.
Quelle: http://www.halalmui.org/