Neuseeland erobert sich den Halal-Markt zurück

Wellington (BZZ) – Neuseeland hat wieder einen besseren Zugang zum Fleischmarkt von Malaysia nachdem die Regierung die von den religiösen Behorden des islamischen Staates gestellten Bedingungen weitgehend erfüllt hat. Alleine dieser Sektor des islamkonformen Halal-Marktes hat für den Inselstaat einen Wert von jährlich 666 Millionen US-Dollar. Eine neue Vereinbarung der neuseeländischen Fleischindustrie mit der muslimischen Nation soll sicherstellen, dass die religiösen Vorschriften zur Schlachtung eingehalten werden.

Die in dieser Woche unterzeichnete Vereinbarung regelt wie die neuseeländischen Schlachtbetriebe künftig mit den Anforderungen der Auditoren aus Malaysia umzugehen haben, um wieder als Lieferanten gelistet zu werden. Mehr noch als bisher bestimmt der Kunde, was für ihn „halal“ ist und was nicht. 2005 war Neuseeland von den religiösen Autoritäten des südostasiatischen Landes von der Liste der Importländer gestrichen worden, weil die Tiere angeblich islamisch nicht korrekt, dass heisst nicht halal, getötet worden waren. Für die Schafzüchter des Inselstaates war diese eine Katastrophe. Die Regierung wurde zu Verhandlungen mit Malaysia gezwungen.

Neuseeland exportierte 2010 wieder mehr. In den 12 Monaten bis zum 30. September 2010 gingen für 60,6 Millionen US-Dollar Lamm, Hammel-und Rindfleisch nach Malaysia und damit erholten sich die Fleischexporteure von einem absoluten Tief aus dem Jahr 2006, als für nur 24,2 Millionen US-Dollar Fleischprodukte versandt werden konnten. Das Niveau von 2004 mit 76.0 Millionen US-Dollar ist freilich noch nicht wieder erreicht.

„Es ist ein langjähriges Problem gewesen, und ich bin sehr froh, dass wir in der Lage waren, mit Malaysia einen Weg zu finden, der den Zugang für unsere Fleisch-Exporteure verbessert“, sagte Handelsminister Tim Groser.

Die soeben unterzeichnete Vereinbarung sei „ein erster wichtiger Schritt in Richtung Verbesserung des Zugangs“, aber noch nicht das Signal, dass Malaysia seinen Markt öffne. Über die Frage der Exportbeschränkungen wird seit 2008 auf Regierungsebene verhandelt. Auf Druck seiner Nachbarstaaten Malaysia und Indonesien hat Neuseeland in diesem Jahr neue Standards für die Halal-Zertifizierung eingeführt. Diese basieren auf dem inzwischen global anerkannten malaysischen JAKIM-Standard und sollen dafür garantieren, dass religiöse Auditoren in allen muslimischen Ländern Schlachttiere und Fleischprodukte aus Neuseeland akzeptieren.

Der Export von Fleisch in islamische Länder ist für Neuseeland „big business“. Alleine der jährliche Export an Schaffleisch in das Königreich Saudi-Arabien erreicht 2010 den Wert von rund 100 Millionen US-Dollar. Längst vorbei sind die Zeiten, in denen das britische „Mutterland“ fast ausnnahmslos alle neuseeländischen Lämmer abnahm. Nach dem Beitritt Grossbritanniens in die EU 1973 gerieten Schafzüchter und Fleischindustrie in eine schwere Krise. Bis heute haben die „Kiwis“ das den Briten, Franzosen, Deutschen und Italienern nicht vergessen und jede Kritik aus Europa an den Kompromissen, die Neuseeland mit seinen islamischen Nachbarn schliesst, wird barsch zurückgewiesen.

Die neuen staatlichen Vorschriften regeln unter anderem die Kompetenzen, die von jedermann der Halal-Schlachtung durchführt oder bescheinigt, verlangt werden. Diese Kompetenz-Standards wurden von der Regierung in Zusammenarbeit mit der „New Zealand Qualifications Authority (NZQA)“ entwickelt. Künftige Differenzen sollen durch einen Nationalen Islamischen Beirat beigelegt werde, dieses Gremium berät auch die Fleischindustrie des Landes in allen Halal-Fragen.

Die jetzige Übereinkunft „bietet einen Rahmen, um die Halal-Gesetze von Malaysia mit Neuseelands Anforderungen an den Tierschutz zu versöhnen“, kommentierte die Verbraucherschutzministerin Kate Wilkinson. Dazu gehöre, dass sämtliches Halal-Fleisch, welches in Neuseeland produziert werde, von Tieren stamme, die vor der Schlachtung betäubt werden.

Der weltweite Markt für Halal-Lebensmittel wird von der neuseeländischen Regierung inzwischen auf einen Wert von etwa 635 Milliarden US-Dollar pro Jahr geschätzt.