Sarkozy: Frankreich wichtigstes Problem ist Halal-Fleisch

Basel (BZZ) – Auch deutschsprachige Zeitungen überschlagen sich mit Meldungen aus dem Präsidentschaftswahlkampf in Frankreich. Es ist unglaublich aber wahr, der Freund von Angela Merkel hat auf der rechten Seite der französischen Politik die rote Linie überschritten und wirbt unverhohlen mit rassistischen Propagandasprüchen. „Wollen Sie den wirklich, Frau Merkel?“ fragt die ZEIT die Kanzlerin.

„Im Wahlkampf zeigt Nicolas Sarkozy seine hässlichen Seiten“, schreibt die ZEIT. Die PRESSE aus Wien titelt „Sarkozy bläst zum Halali auf Halal“ und der Kurier sieht einen „Wahlkampf um Schlachthäuser“. Die Berliner TAZ erklärt deutschen Lesern, dass Sarkozy ganz ungeniert auf Stimmenfang bei den Sympathisanten der rechtsextremen Partei „Front National“ gehe. Telepolis kommentiert den „Halal- und Koscher-Wahlkampf von Sarkozy und Le Pen“, es sei ein Wahlkampf nicht mit inhaltlichen Vorhaben, sondern auf dem Rücken und auf Kosten von Minderheiten – eine alte Masche, die doch immer wieder verfange.

Außenminister Alain Juppé warnte inzwischen vor der Halal-Debatte: „Das ist ein falsches Problem, das die Menschen gar nicht interessiert.“ Tatsächlich ist etlichen Sarkozy-nahen Politikern bei der Erörterung der Schächtung deshalb mulmig zumute, weil sich Sarkozy im gleichen Atemzug immer heftiger auf das „Problem der Migration“ einschießt. Sarkozy hat offenbar die muslimische Wählerschaft abgeschrieben, die einst mithalf, ihn an die Macht zu bringen. Er setzt auf die Franzosen, die eher fremdenfeindlich eingestellt sind. Diese dürften aber weitgehend ihre Stimme der Rechtspopulistin Marine Le Pen geben. Möglich, dass Sarkozy gar nicht erst in den zweiten Wahlgang kommt und der Sozialist François Hollande auf Madame Le Pen trifft. Potentielle Rechtswähler rümpfen inzwischen wegen der Unterstützung der Bundeskanzlerin ohnehin die Nase über Sarkozy: „Ein Präsident von deutschen Gnaden“ ist für sie undenkbar.

Quellen:

Sarkozy bläst zum Halali auf HalalDiePresse.comNoch vor einigen Tagen hat er erklärt, es gebe keinen Grund zu einer Polemik über Halal-Fleisch. Jetzt fordert er eine Kennzeichnung, damit die Konsumenten wissen, ob ihr Beefsteak gegen ihren Geschmack mit religiösen Regeln (Halal für Muslime oder
Nicolas Sarkozy: Wollen Sie den wirklich, Frau Merkel?ZEIT ONLINEVergangenen Montag besuchte er eine Justizvollzugsanstalt in Saint-Quentin und sagte in die Runde: »Das wichtigste Problem, das die Leute bewegt, ist Halal-Fleisch.« Versteinerte Gesichter. Was sollte das jetzt?
„Die wichtigste Sorge, die derzeit die Franzosen beschäftigt“TelepolisDieser spitzte sich in den letzten Tagen zunehmend in einer öffentlichen Polemik um Essen nach Halal– oder Koscher-Vorschriften, also muslimischen und jüdischen Speiseanleitungen und entsprechende Schlachtmethoden zu. Am Montag behauptete Sarkozy bei
Frankreich: Wahlkampf um SchlachthäuserKurierDiese hatte behauptet: „Hundert Prozent des Fleisches, das im Raum Paris verkauft wird, ist Halal“ (ein arabisches Wort, das auf die Einhaltung des islamischen Schächtungsritus, ohne vorherige Betäubung, hinweist). Sarkozy hatte damals entgegnet,
Sarkozy versucht dem Front National Stimmen abzujagentaz.deBrachte ihn diese Ratlosigkeit auf die Idee, dem rechtsextremen Front National die Polemik um Halal-Fleisch streitig zu machen und mit ideologischer Beflissenheit eine weitere Verschärfung der Immigrationspolitik zu fordern? Mit dem Zeigefinger weist