FAZ berichtet über das deutsche Halal-Experiment

Frankfurt (BZZ) – Nach der deutschen Presseagentur, deren jüngster Artikel über die fehlenden Halal-Lebensmittel in deutschen Supermärkten landesweit nachgedruckt worden ist, befasste sich auch FAZ.NET, die Webausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, mit dem spektakulären Titel „Das Halal-Experiment“ mit Halal-Lebensmitteln in deutschen Regalen.

Julia Schaaf von FAZ.NET interpretiert die zögerliche Listung von Halal-Produkten durch deutsche Handelsketten etwas anders als die dpa-Autorin: „Weil in diesem Zusammenhang gerne vom steigenden Anteil der Muslime an der Weltbevölkerung die Rede ist, bejubelt die Lebensmittelwirtschaft einen Wachstumsmarkt, von dem es zu profitieren gilt.“ Auch auf der Nahrungsmittelmesse Anuga in Köln gäbe es inzwischen Informationsveranstaltungen zum Thema Halal, aber viele Halal-Produkte, die in den Supermärkten schon in den Regalen lägen, würden nicht als solche gekennzeichnet.

„Im deutschen Supermarkt ist das nicht leicht. Suppenhühner von Wiesenhof haben manchmal einen kleinen grünen Stempel auf der Plastikrückseite: halal. Aber schon auf der Tiefkühlpizza der Marke Alberto findet sich kein Hinweis auf die erfolgte Zertifizierung. Dr. Oetker und Müller, Pfanni, Storck und Meggle produzieren zwar durchaus in Halal-Qualität. Aber wie bei den islamisch korrekten Versionen von KitKat und Smarties ist diese Ware für den Export bestimmt.“

Ausser dem Nestlé-Konzern legt laut FAZ.NET auch ein Mittelständler wie der Wurstwarenhersteller Meemken aus Niedersachsen eindrucksvolle Bilanzen vor: „Zehn, maximal zwanzig Tonnen Sucuk, Truthahnsalami und Co., das war die wöchentliche Produktion in der Anfangszeit vor zehn Jahren. 2007 lag man schon bei 45 Tonnen. Und seit in einem neuen Werk nicht mehr tageweise, sondern ausschließlich halal produziert wird, ist man bei bis zu 120 Tonnen angelangt.“ Ein fehlendes Angebot in deutschen Supermärkten lässt auch integrierte Türken wieder in eigene Läden abwandern. Seit Mai werden die zu Nestlé gehörenden Halal-Maggi-Suppen aus der Türkei in türkischen Märkten vertrieben – mit Hilfe von Ethno IQ.

Leider beliess des FAZ.NET bei Interviews mit zwei allseits bekannten und ebenso umstrittenen Halal-Zertifizierern in Deutschland. Mahmoud Tatari, Geschäftsführer von Halal Control, gilt mit seinen religiösen Dogmen als Fundamentalist („Halal essen bedeutet Gottesdienst“ und „Rituelle Reinheit spielt eine maßgebliche Rolle“), ist zudem nicht nur der strengste sondern auch der teuerste Zertifizierer Deutschlands, und legt sich zur Zeit hemdsärmelig mit allen Konkurrenten an. Der erst 35jährige Badreddin Hawari vom Islamischen Zentrum Aachen profitiert noch immer vom Image seines Vaters und wird vom Zentralrat der Muslime Deutschlands (ZMD) protegiert. Dessen neuer Vorsitzender Aiman A. Mazyek ist auch Ratsmitglied der Bilal-Moschee in Aachen, zu dem das Islamische Zentrum Aachen als Hauptfinanzier der Moschee gehört. Ein Spruch aus der Szene: „Hawari zertifiziert schlicht alles, auch den verpönten Bolzenschuss.“

Inzwischen sind, noch unbemerkt von den Medien, längst professionelle Zertifizierer aus den USA und Frankreich, darunter die Grande Mosquée du Paris oder AVS, in der deutschen Lebensmittelindustrie tätig. Den deutschen Moscheen gehen immer mehr Kunden verloren, u.a. an die global tätige SGS, die in Deutschland mit IIDZ Austria kooperiert und das von Tatari wie Hawari heftig attackierte „Qibla-Zertifikat“ herausgibt. Derzeit tobt in Deutschland zum Schaden der Hersteller und des Islam ein regelrechter „Anerkennungskrieg“ zwischen den Zertifizierern, wobei man sich gegenseitig die Gültigkeit des jeweils anderen Zertifikats abspricht.

Quelle: FAZ.NET