Österreichs Wirtschaftskammer bietet Halal-Seminare an

Linz (BZZ) – Halal-konforme Lebensmittel sind in der westlichen Welt ungebrochen auf dem Vormarsch. Einige Industrie- und Handelskammern in Deutschland sehen schon seit drei Jahren Informationen über das Halal-Business als Serviceleistung an, andere verweigern sich noch mangels Bedarf oder besserer Erkenntnis. In Österreich ist seit geraumer Zeit die Wirtschaftskammer eine Organisation, die sowohl heimischen Erzeugern und dem Handel als auch den muslimischen Verbrauchern dient. Nicht nur in Wien, auch in der Provinz sind Halal-Produkte auf dem Vormarsch wie ein Beispiel aus Linz zeigt.

Halal-Produkte gibt es schon in vielfältiger Anzahl. Gummibärchen namens „Halalibo“ sind da nur die Spitze des Eisberges. Eine belgische Brauerei hat vor kurzem das erste europäische Bier gebraut, das auch von gläubigen Muslimen konsumiert werden darf. „Sultane“ nennt sich die Marke, die eigentlich nichts anderes als alkoholfreies Bier ist und im Handel als Malzgetränk verkauft wird. Der moderne junge Muslim bestellt heute alkoholfreie Körperpflege aus dem Muslimshop im Internet.

In Österreich nutzen zahlreiche Unternehmen die neue Marktlücke der nach islamischen Ernährungsvorschriften hergestellten Lebensmittel und sprechen damit Kunden mit Migrationshintergrund an. Etwa der Wursthersteller Moser & Co., der sechs seiner Produkte halal zertifizieren ließ, um Muslimen eine unbedenkliche Gaumenfreude zu bereiten. Neben der Molkerei NÖM, deren türkische Produktpalette in der Vergangenheit in rechtspopulistischen Kreisen mehrfach auf heftige Kritik stieß, fällt die Mehrzahl der islamischen Produkte mittlerweile allerdings gar nicht mehr auf. Ganze Regale sind damit befüllt, die Supermärkte bewerben das Segment der Kunden mit Migrationshintergrund sogar schon mit eigenen Kundenkarten.

Die Wirtschaftskammer bietet inzwischen neben ihrer Hilfestellung beim Registrieren von Halal-Produkten jetzt auch Seminare an, wie man „halal“ in der Wirtschaft umsetzen kann. Die Abteilung Migration der Wirtschaftskammer Oberösterreich in Linz unter Leitung von Mag. Walter Prehofer veranstaltet am 14. April 2011 gemeinsam mit der Oberösterreichischen Förderlobby EU+ ein Seminar, um die Themen Halal-Lebensmittel und neue Finanzdienstleistungen (auf der Basis des Islamic-Banking) zu diskutieren. Mit Günther Ahmed Rusznak wird ein ausgewiesener international tätiger Fachmann auf diesem Gebiet referieren. Die Wirtschaftskammer Linz hat zum Seminar u.a. UnternehmerInnen, Vereinsobleute sowie TrainerInnen der Erwachsenenbildung eingeladen.

Mit dem islamischen Informations- und Dokumentationszentrum (IIDZ Austria) mit Sitz in Traun bei Linz und in Wien, dem Günther Ahmed Rusznak als Präsident vorsteht, besitzt Österreich ein Halal-Zertifikationsunternehmen, das inzwischen nicht nur in Österreich sondern auch vermehrt von deutschen Industrieunternehmen in Anspruch genommen wird. Das IIDZ ist u.a. von der staatlichen Organisation JAKIM in Malaysia anerkannt worden, welche schon vor einem Jahrzehnt die Standarddefinition des Begriffs „Halal-Food“ im „Codex Alimentarius“ der UN festlegte. Mit Papieren der IIDZ können heute Produkte der Lebensmittelindustrie, der Kosmetik und Pharmazeutika in nahezu alle Staaten mit islamischer Prägung exportiert werden.