Döner-Spiess – eine Erfolgsstory in Sachen Halal-Food

Berlin (BZZ) – In der Bundeshauptstadt haben die meisten Dönerproduzenten ihren Sitz. Zusammen beliefern sie bundesweit mehr als 15000 Imbissbuden mit frischen Spießen. Wer in Berlin und Brandenburg ein gefülltes Fladenbrot bestellt, hat gute Chancen, in einen Döner aus Falkensee zu beissen. Dies berichtete jetzt die Märkische Zeitung und setzte in einer Reportage einen neuen Trend. Auch Medien im Osten Deutschlands beginnen mit der Verbraucheraufklärung und schreiben für multikulturelles Zusammenleben und gegen Ausländerhass und Islamphobie an.

Die Produktionsbetrieb von Baha Döner in Falkensee, einer amtsfreien Stadt im Osten des Landkreises Havelland nahe Berlin, gehört mit einem Ausstoss von 120 Tonnen Fleischspießen im Monat zu den grössten der Branche. Mittlerweile ist der Umsatz des Unternehmens von zwei Millionen Euro auf knapp sieben Millionen Euro im Jahr gestiegen.

Reporter Philip Häfner beschreibt eindrücklich Hygiene und Präzision bei der Produktion. „Das Leben eines Dönerspießes beginnt in einem Operationssaal. Denn mit den weißgekachelten Wänden und dem kalten Neonlicht fühlt man sich in den Produktionsräumen von Baha Döner in der Spandauer Straße an eine Klinik erinnert. Steril und wenig einladend.“ Vor neun Jahren, als Baha Döner gegründet wurde, hatte der Betrieb 12 Mitarbeiter. Heute sind es 44. Nicht einer davon sei Deutscher, berichtet die Märkische Zeitung, bei Baha Döner arbeiten nur Türken. Wenig Deutsche dürften wissen, dass Dönerproduzent bislang kein Ausbildungsberuf ist. „Die Kenntnisse werden von einer Generation an die nächste weitervererbt“, sagt Hasan Babur, Gründer und Chef des Unternehmens.

Für das Herstellen von Döner gelten in Deutschland feste Regeln. So legte die „Festschreibung der Berliner Verkehrsauffassung für das Fleischerzeugnis Dönerkebab“ bereits im Jahr 1989 fest, dass der Hackfleischanteil eines Spießes maximal 60 Prozent betragen darf, damit er sich Kebab nennen darf. Baha Döner hält sich jedoch nicht nur an das deutsche Gesetzbuch, sondern auch an die religiösen Vorgaben des Islam. Das verwendete Fleisch ist ausnahmslos „halal“ geschlachtet worden. Die Kälber werden dafür mit einem einzigen gezielten Schnitt durch Halsschlagader, Luft- und Speiseröhre getötet – ohne Betäubung. An den Hinterbeinen aufgehängt, bluten die Tiere vollständig aus.

Die Märkische Zeirung stellt für ihre Leser klar: „Weil das so genannte Schächten in Deutschland verboten ist, kauft Baha Döner sein Fleisch in den Niederlanden.“ Nur sehr zögerlich spreche man in Falkensee über das Thema „halal“. Deutsche Tierschützer, die das betäubungslose Schlachten für Tierquälerei halten, seien nicht der Grund dafür. Sie sind, so kann man annehmen, ohnehin keine Kunden. Mit Blick auf die Konkurrenz will Hasan Babur die Religion nicht als Werbung einsetzen. Viele türkische Muslime akzeptieren nämlich inzwischen die Betäubung der Schlachttiere, neuerdings sogar mit Bolzenschuss.

Babur kann über Zuspruch nicht klagen, dutzende Kleintransporter drängeln sich auf dem engen Hof seines Betriebes. Sie liefern die tiefgekühlte Ware zu Imbissbuden in Berlin und Brandenburg, aber auch in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen. Sogar in der österreichischen Hauptstadt Wien drehen sich Kebabspieße von Baha Döner. Die erfolgreiche Rezeptur hütet das Unternehmen wie ein Staatsgeheimnis. Der türkische Dönerkebab jedoch, so erzähltte Hasan Barbur der Märkischen Zeitung, schmecke ganz anders. Er bestehe zumeist aus Hammel oder Lamm und nicht, wie in Deutschland üblich, aus Kalbfleisch. Gegessen wird die türkische Version nicht im Fladenbrot, sondern auf dem Teller. Mit Reis, aber ohne Rotkohl und Gurken. Soße ist eher die Ausnahme. „Knoblauch, Kräuter oder scharf?“ – die Frage, die an deutschen Imbissbuden dazu gehört, stellt in der Türkei niemand.

Quelle: Märkische Zeitung